Die Nibelungen am Kleinen Kiel

Feb / 2019

In den vier Schaukästen im Schauspielhaus zeigen wir Fotografien aus den Ring des Nibelungen. In der Spielzeit 1908/09 kommt zum ersten Mal der vollständige „Ring des Nibelungen“ in Kiel zur Aufführung. Die Stadt genehmigt den Kauf der Dekorationen und Theaterdirektor Franz Gottscheid führt Regie. Am 17.01.1909 wird als Kieler Erstaufführung „Das Rheingold“ gegeben, „Die Walküre“ und „Siegfried“ folgen am 13.02. und 12.03. und die „Götterdämmerung“ zieht am 18.04. auf.

1915/16 arbeitet Intendant Carl Alving persönlich an der Neueinrichtung des „Rings“. Die musikalische Leitung liegt bei Oscar von Pander, später bei Richard Lert, dem Ehemann der Schriftstellerin Vicki Baum. Nahezu ohne Unterbrechung wird bis 1923/24 in jeder Saison der „Ring“ gespielt. Zwar wechseln die Intendanten und Regisseure, aber wir sehen keine Neuinszenierungen im heutigen Sinne, sondern Neueinrichtungen mit geringen Variablen.

1925/26 präsentiert der erste Generalintendant Kiels, Georg Hartmann, dem Publikum eine Neuaufführung des Werks (mit Wiederaufnahmen bis 1931/32) und setzt dabei eine prägnante Lichtregie ein. Richard Richter leitet zunächst das Orchester, ihm folgt Julian Schmiedel sowie der später berühmte Eugen Jochum. Franz Xaver (F.X.) Scherl ist 1926/27 der erste offizielle Bühnenbildner am Kieler Theater und bis 1941/42 am Hause tätig.Er entwirft die Ausstattung für den nach der sog. Machtergreifung 1933/34 entwickelten „Ring“. Nicht Intendant Ernst Martin, sondern Regisseur Hans Siegle inszeniert. Hans Gahlenbeck hat die musikalische Leitung.

Im Kriegsjahr 1942/43 beginnt Intendant Wolfram Humperdinck, Sohn des Komponisten Engelbert Humperdinck, mit der Umsetzung seiner„Ring“-Idee und inszeniert „Das Rheingold“ >und „Die Walküre“. Paul Belker hat die Musikalische Leitung. Das Bühnenbild entwirft Franz Mertz, der später in der Zusammenarbeit mit dem großen Regisseur Gustav Rudolf Sellner die deutsche Theaterlandschaft richtungweisend verändern wird.

Nach dem 2. Weltkrieg übernimmt Paul Belker die Kieler Intendanz. Richard Wagners Musik wird 1948/49 zum ersten Mal wieder gespielt. Dem „Fliegenden Holländer“ folgt 1949/50 „Tristan und Isolde“. Die nachkommenden Intendanten Alfred Noller, Rudolf Meyer und Hans Georg Rudolph setzen 1953/54 „Die Walküre“, danach „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Tannhäuser“, „Lohengrin“ und „Parsifal“ auf den Spielplan. Die Inszenierungen und Bühnenbilder lösen sich von allen Wagnerschen Vorgaben und sind bis zur Kargheit reduziert.

1969/70 holt Intendant Joachim Klaiber für eine neue „Ring“-Interpretation den Gastregisseur Hans Neugebauer ans Haus, der auch die Bühnenbilder und Kostüme entwirft.

1996/97beginnt Operndirektorin Kirsten Harms ihre „Ring“-Inszenierung, die 1999/00 vollendet ist und bis 2002/03 fünf Mal als Zyklus gezeigt wird. Es dirigiert Ulrich Windfuhr, die Ausstattung liegt in den Händen von Bernd Damovsky, der von einer undekorierten Bühne aus ins Spielgeschehen führt.

2015/16 schmieden Generalintendant Daniel Karasek und Generalmusikdirektor Georg Fritzsch einen neuen „Kieler Ring“. Es ist der dritte nach 1945 und ein weiterer Höhepunkt in Kiels Theatergeschichte. Am 10.03.2018 hat er sich geschlossen mit der Premiere der „Götterdämmerung“.