Jedem Namen ein Gesicht

Sep / 2021

Diesem Ziel unseres Archivs näher gekommen zu sein, verdanken wir in nicht unbedeutendem Maße einem Opernliebhaber aus Zürich. Herr Marcelo T. Galvao de Castro, selbst bildender Künstler, ist nicht nur passionierter Sammler von Fotos und Autogrammkarten von Darstellern der Wagneroper Tristan und Isolde, sondern erwies sich zudem als äußerst hilfsbereit, unsere Bilder-Lücken vor allem der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts aufzufüllen.
Im Austausch konnten auch wir seine Sammlung um einige Namen und Abbildungen erweitern, nicht zuletzt um Details zur Künstlerkarriere der damals berühmten Sopranistin Soffi/Sofie/Soffie Cordes, deren mehrjähriges Engagement in Kiel in den zugänglichen Biographien eigentümlicherweise genauso verschwiegen wird wie ihre zahlreichen Gastspiele an unserem Theater und ihre private Verbundenheit mit Kiel.
Im Sänger-Lexikon Kutsch-Riemens wird Schleswig-Holstein lediglich mit (Scharup-)Thumby als ihr letzter Wohnort erwähnt. Nachforschungen unsererseits ergaben, dass sie in dem Dorf tatsächlich nach ihrer Sopranistinnen-Karriere gelebt und noch Gesangsunterricht gegeben hat, ehe sie zu ihrer Tochter nach Kiel zog, wo sie 1956 verstarb.
Die Mutter der dreimal und zuletzt mit Karl Carstensen verheirateten Sängerin – sie trat am Kieler Theater als Soffi(e) Cordes, Anton-Cordes und Palm-Cordes auf – stammte aus Kiel, und ihr Vater war nach Hannover in Kiel als Kaufmann tätig.

Weniger fruchtbar erwies sich der Kontakt zur Blumenau-Gesellschaft e.V. . Auf sie stießen wir bei Nachforschungen zur Schauspielerin Edith Gärtner, die in der Spielzeit 1913/14 in Kiel engagiert war. Hinter dieser Künstlerin entdeckten wir eine interessante Familiengeschichte: sie war die Groß-Nichte von Dr. Hermann Blumenau aus dem Harz, der 1850 in Brasilien mit anderen deutschen Auswanderern den Ort Blumenau gründete. Dessen jährliches Oktoberfest und seine zahlreichen Fachwerkbauten sind heute ein vielbesuchtes touristisches Ziel in Brasilien. Edith Gärtners Mutter war Gründerin des Theaters in Blumenau, an das die Tochter nach ihrer Schauspielausbildung und -karriere in Deutschland 1923 ging, um dort eine populäre Künstlerin zu werden.
Ein intensiverer Austausch mit der Blumenau-Gesellschaft über die im Internet verfügbaren Daten hinaus (z.B. ein Foto von Edith Gärtner) scheiterte leider an hohen Gebührenanforderungen.